Das Antifacamp in Dortmund ist trotz Verbot voll im Gange, da auch wir es wichtig finden die (f)antifaschistischen Aktionen jetzt erst recht zu unterstützen. Wir wollen euch nicht nur die Veranstaltung am Freitag empfehlen, sondern haben für euch Veranstaltungen rausgesucht, die wir aus feministischer Perspektive besonders interessant finden:

Dienstag, 28.08.

• 17:00-19:00 Uhr, Camp: Workshop “Antifa und Männlichkeit“

Was ist überhaupt Männlichkeit? Was macht Antifa-Politik aus und wieso ist sie an so vielen Punkten besonders bei jungen Männern beliebt? Warum gibt es auch in der Antifa Unterdrückungsverhältnisse? Die Gesprächs- und Entscheidungsstrukturen und die Ausrichtung der Antifa-Politik gehören auf den antisexistischen Prüfstand. Wir reden über Symbole und Idole, um Tücken der alltäglichen Antifa-Arbeit, samt Heldentum und Revierverhalten. Unterdrückungsmechanismen schaffen sich aber nicht von selbst ab, nur weil sie vielfach in Diskussionen erkannt und benannt werden. Es geht also um die Entwicklung neuer Perspektiven und um konkrete Umsetzungsmöglichkeiten. Antifa ist zu wichtig, als es nur bei Kritik zu belassen. Dieser Workshop ist frei für alle Geschlechter.

Mehr Infos: antifaundmaennlichkeit@wordpress.com

• 19:00 – 22:00 Uhr, Camp: Konzert u.a. mit Refpolk

 

Mittwoch, 29.08.

• 15:00 – 17:30 Uhr, Nordmarkt: “Der Weg der Wanderhuren – Zwischen Dortmund und Stolipinovo”–Filmvorführung mit Tageslichtbeamer, Leinwand und Zelt

Tatort Dortmund. Eine junge Prostituierte, eine Roma namens Puppy, wird von einem Freier aus dem Fenster seiner Wohnung geworfen. Sie überlebt nur knapp und wird für den Rest ihres Lebens gezeichnet sein. Im Mai 2011 war der Straßenstrich in Dortmund geschlossen worden. Zu viele Anwohner der Dortmunder Nordstadt hatten sich beschwert. Ziel der Aktion war es, die ungeliebten Roma-Prostituierten loszuwerden. Man hoffte, sie würden dahin zurückkehren, wo sie hergekommen waren. Doch die Rechnung ging nicht auf. Denn in ihrem Heimatland Bulgarien haben die jungen Frauen keine Perspektive. Sie blieben in Dortmund und arbeiten nun im Verborgenen und manchmal unter großer Gefahr, wie Puppys Schicksal zeigt. Zwischen Stolipinovo und Dortmund fahren mehrmals in der Woche Kleinbusse hin und her. Dann natürlich kommen trotz der Schließung des Straßenstrichs immer noch Frauen aus Stolipinovo. Und das wird auch so bleiben, solange sich die Verhältnisse dort nicht ändern. Der Film erzählt von Puppy und ihrer Familie, von ihrem Leid, von ihrem Alltag und von ihrer Hoffnung, eines Tages ein besseres Leben zu haben. Eines, in dem sie erwünscht sind.

Donnerstag, 30.08.

• 16:00 – 18:00 Uhr, Camp: “Warum Frauen moderieren, während Männer den Schutz machen… – oder ist heute alles ganz anders?” In einem Erzählcafé soll hier gemeinsam über unsere alltäglichen Arbeitsteilungen und Geschlechterklischees diskutiert werden – die Expert_innen dafür sind wir selbst!

Freitag, 31.08.

• 10:00 – 12:00 Uhr, Camp: Fantifa-Buchvorstellung

Teile des Herausgeber_innenkollektivs lesen auf dem bald erscheinenden Buch “Fantifa. Feministische Perspektiven antifaschistischer Politiken”.

Feministische Antifa oder Frauen-Antifa Gruppen entstanden in den frühen 1990er Jahren, meist als Reaktion auf einen fortgesetzten Sexismus in männlich dominierten Antifa-Zusammenhängen. Heute gibt es nur noch wenige solcher Fantifa-Gruppen und auch in der antifaschistischen ?Geschichtsschreibung? spielen sie kaum eine Rolle. Das Buch ?Fantifa. Feministische Perspektiven antifaschistischer Politik? will das ändern. Es geht den Spuren nach, lässt Aktivistinnen zu Wort kommen, beleuchtet aktuelle feministische Antifa-Arbeit, erläutert inhaltliche Schwerpunkte, fragt nach, was aus Fantifa-Gruppen wurde, eröffnet einen Blick auf die Möglichkeiten männlicher antisexistischer Handlungsräume und diskutiert die fortgesetzte Notwendigkeit feministischer Perspektiven in antifaschistischer Politik.
Interviews mit Aktivistinnen werden ausführlich durch das Herausgeber_innenkollektiv eingeführt und durch Originaldokumente illustriert. Die vergangenen und aktuellen Debatten um Feminismus, Antisexismus und Antifaschismus sollen so zusammengebracht werden.

• 12:00 – 14:00 Uhr, Camp: Fantifa-Workshop

Feministischer Antifaschismus oder alles Macker in der Antifa? In den männlich dominierten Antifa-Politiken gab es immer wieder feministische Interventionen. In den späten 80er Jahren bildeten sich z.B. vielerorts Fantifa-Gruppen, also feministische Frauen Antifa-Gruppen. Zum einen richteten diese sich gegen fortgesetzten Sexismus innerhalb linker Strukturen, zum anderen wurde proklamiert, dass eine Bekämpfung von Neofaschismus und Rassismus ohne den gleichzeitigen Kampf gegen Sexismus nicht viel Sinn habe. Obwohl sich auch bis heute nicht viel an der männlichen Dominanz geändert hat, sind feministische Interventionen seltener geworden. In diesem Workshop wollen wir diese männlich dominierten Strukturen genauer untersuchen und aufzeigen, warum feministische Auseinandersetzungen weiterhin dringend notwendig sind. Wie könnte z.B. eine feministische Antifa-Praxis aussehen?

Da es in der Analyse viel um eigene Erfahrungen und auch (Selbst)reflexion gehen soll, richtet sich dieser Workshop an alle, die in antifaschistischen Strukturen aktiv sind oder waren oder aber demnächst damit einsteigen wollen.

Mit Autorinnen des Kapitels “Feminismus und Antifa – zwei Dinge, die nicht zusammpassen?” aus dem Buch “Darum Feminismus!”